Amerikas Großbanken ziehen sich verstärkt aus der Kreditvergabe an den privaten Häusermärkten zurück. Lag deren Anteil an der Hypothekenkreditvergabe im Jahr 2007 noch bei knapp 75%, so ist dieser Wert bis Ende 2014 auf 52% gesunken, wie neueste Daten des amerikanischen Hypothekenbankenverbandes (MBA) zeigen. Dieser Rückgang dürfte noch nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein. Unter Analysten wird damit gerechnet, dass sich die Großbanken des Landes irgendwann komplett aus diesem Geschäftszweig zurückziehen werden, weil die damit assoziierten Kosten zu hoch seien, und sich das Geschäft nicht mehr rentiere.

Wie sich zeigt, vollzieht sich an Amerikas Immobilienmärkten seit dem Platzen der Immobilienblase im Jahr 2006 ein unaufhaltsamer Umbruch in der Kreditvergabelandschaft. Zwar besteht unter Demokraten und Republikanern die gemeinsame mehrheitliche Ansicht, dass die heimischen Großbanken nach dem Platzen dieser horrenden Blase hätten stärker an die Kette gelegt werden müssen.

Verschärftes regulatorisches Umfeld

Es lassen sich bis heute vereinzelt Stimmen vernehmen, die kritisieren, dass die Großbanken des Landes für ihre tragende Rolle in jenen Zeiten, die dazu beitrug, Amerikas breite Wirtschaft in den Keller zu schicken, hätten bestraft werden müssen. Trotz allem erwiesen sich die Aussichten in Bezug auf das Hypothekengeschäft der amerikanischen Großbanken in den vergangenen Jahren alles andere als rosig.

Denn die Institute blicken heute auf ein regulatorisches Umfeld, das in den letzten Jahren derart verschärft wurde, so dass sich viele Banken schon gar nicht mehr trauen, überhaupt noch frische Hypothekendarlehen zu vergeben. Dies gilt selbst für Kreditinteressenten, die über die bestmögliche Bonitätseinschätzung verfügen. Hinzu kommt, dass die meisten Banken sich nach dem Platzen der Immobilienblase auch 10 Jahre später noch immer ihre Wunden lecken.

Dies liegt vor allem auch daran, dass es heute kaum noch einen privatwirtschaftlichen Markt gibt, an dem sich Hypothekenanleiheverbriefungen an Investoren veräußern ließen. Sich mit dieser neuen Realität konfrontiert sehend, scheinen sich immer mehr Großbanken des Landes dazu entschieden zu haben, das wenig profitable Hypothekengeschäft aufzugeben oder sich verstärkt aus diesem Segment zurückzuziehen.

Es war John Kanas, Chef der BankUnited, der im Januar erklärte, dass sein Institut in diesem Marktsegment kein Geld mehr verdiene. Folgerichtig zieht sich die Bank komplett aus diesem Marktsegment zurück. Denn interne Analysen zum Hypothekengeschäft hätten im letzten Jahr zum Ergebnis gehabt, dass es sich im Fall des Hypothekengeschäfts um den am wenigsten profitablen und volatilsten Geschäftszweig des Instituts gehandelt habe, so Kanas. 

Wer sich neueste Daten zur Hypothekenkreditvergabe in den Vereinigten Staaten anschaut, erkennt, dass der prozentuale Anteil von Banken unter den zehn größten Marktakteuren in diesem Segment im Jahr 2015 nur noch knapp 29% betrug. Damit hat sich der Anteil der Banken an der heimischen Hypothekenkreditvergabe im Vergleich mit dem Jahr 2012 nahezu halbiert. Damals lag der Anteil der Banken unter den Top-10-Kreditgebern noch bei 54,4% (schauen Sie sich dazu die nachfolgende Grafik 2 an).

Analysten bringen Verständnis für den Rückzug der Banken aus dem Hypothekengeschäft auf. Denn Tatsache sei, dass die Kapitalkosten und die sich aus der neuen Regelbefolgung ableitenden Kosten viele Bankenmanagements dazu bewegt haben, keine Hypothekenkredite mehr an amerikanische Durchschnittsfamilien zu vergeben. Die Risiken seien im heutigen Umfeld einfach zu hoch.

Ferner wird unter Analysten damit gerechnet, dass Amerikas vier größte Geschäftsbanken deren Hypothekengeschäft weiter deutlich reduzieren werden, um irgendwann sogar komplett aus diesem Geschäftszweig auszusteigen. Den Spitzenplatz unter den Top-4-Banken in den USA nimmt nach wie vor die in Kalifornien ansässige Großbank Wells Fargo ein. Im 4. Quartal 2015 belief sich die Hypothekenkreditvergabe der Bank auf $47 Milliarden, was sich im Vergleich mit demselben Quartal des Jahres 2012 als mickrig ausnimmt. Damals vergab das Institut Hypothekenkredite in einem Gesamtvolumen von $125 Milliarden.

US-Hypothekenmärkte im dramatischen Umbruch

Nicht anders sieht es bei der Großbank J.P. Morgan Chase aus, die im 4. Quartal 2015 Hypothekenkredite in Höhe von $22,5 Milliarden bewilligte. Zum Vergleich: im 4. Quartal des Jahres 2012 lag die Anzahl der vergebenen Hypothekenkredite dagegen noch bei $51,2 Milliarden. Bei dem Hypothekenriesen Ginnie Mae, der die durch die durch die Federal Housing Agency (FHA) vergebenen Kredite aufkauft und garantiert, sieht man die Dinge ähnlich.

Amerikas Hypothekenmärkte befinden sich laut Aussage des Managements von Ginnie Mae in einem dramatischen Umbruch. Die Großbanken des Landes hatten die heimische Hypothekenkreditvergabe erst ab dem Beginn der 1990iger Jahre dominiert. Damals ebneten neue Technologieinfrastrukturen den Weg zur Institutionalisierung von so genannten Finanzsupermärkten, die kleinere Banken immer stärker aus dem Geschäft drückten.

In die nun entstehende Bresche treten Gemeindebanken und Kreditgenossenschaften. Trotz allem werden diese Kreditvergabeakteure nicht zu übergroßen Playern avancieren, da die verschärften Regulierungsvorschriften nach dem Überwinden des Höhepunkts der Finanzkrise im Jahr 2010 mit Obergrenzen einhergehen, die sich darauf beziehen, wie hoch die durch ein Institut maximal zu haltenden Hypothekenschulden sein dürfen.

Nicht-Banken als Profiteure

Profitieren werden ganz andere Akteure, die sich im Internet per Onlineangeboten ausbreiten. Die diesem Sektor zugehörigen Akteure werden häufig auch als Nicht-Banken bezeichnet. Im Jahr 2015 stammten vier der zehn größten Hypothekenkreditgeber des Landes bereits aus diesem Sektor. Namentlich sind dies die Unternehmen Quicken Loans, PennyMac Financial, PHH Mortgage und Freedom Mortgage.

Schon im Jahr 2014 belief sich der Marktanteil dieser unabhängigen Hypothekenkreditgeber auf landesweit 43%, wie die Daten der MBA zeigen. Zum Vergleich: Im Jahr 2007 belief sich deren Marktanteil an den heimischen Hypothekenmärkten gerade einmal auf 23%. Viele dieser Nichtbanken-Kreditgeber wurden erst nach dem Platzen der Häuserblase gegründet. Die Firmen machten es sich damals zur Aufgabe, die Märkte von zahlungssäumigen Darlehen zu befreien.

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